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Gefühlschaos
Die 1. Zeit nach Yanniks Engelsflug herrschte in uns das reinste Gefühlschaos ….
Zuerst der Schock, dieses nicht begreifen wollen und können, dann ein Schmerz der unbeschreiblich ist und einen bald zerreißt, dann die Ohnmacht nichts daran ändern zu können und eigentlich nur noch zu YANNIK zu wollen.
WARUM ist das geschehen? WARUM unser Yannik? WARUM kommt er nicht wieder?
Und die Welt dreht sich weiter, merkt sie nicht das einer fehlt? Haltet die Welt an!!
Es fehlt ein Stück - haltet die Welt an - es fehlt ein Stück – sie soll stehn!!
Doch die Welt dreht sich weiter – und das sie sich weiter dreht ist für uns nicht zu begreifen,
merkt sie nicht das einer fehlt?? (Glashaus- Titel Haltet die Welt an)
Nach der grossen Angst und der Sorge um Yannik an seinen letzten Tagen haben wir uns oft nach Yanniks Tod gefragt, wie sein Leben wohl gewesen wäre, wenn er wieder aufgewacht wäre. Wir haben uns eingeredet, dass Yannik sich selbst entschieden hat, den Weg in den Himmel zu gehen, um nicht weiter mit seinem Leid kämpfen zu müssen – wir haben uns gesagt, Yannik wollte sicherlich nicht so leben, wie es wahrscheinlich auf ihn zugekommen wäre. Die Ärzte haben uns darauf vorbereitet, dass Yannik wahrscheinlich nicht mehr selbstständig hätte atmen können und er somit auf ein Beatmungsgerät angewiesen wäre. Er hätte wahrscheinlich seine Stimme verloren und damit bestimmt auch seinen letzten Lebensmut…. seine Muskulatur hätte sich von den vielen Tagen auf der Intensivstation sicherlich nicht erholt und sich noch weiter zurückgebildet, sodass er noch schwächer geworden wäre ….
Es tut so weh, sich diese Gedanken zu machen, und daher wissen wir nicht, ob es für Yannik nicht der bessere Weg war, schon so früh die Heimreise anzutreten – klar, wir wollten ihn nicht gehen lassen, aber für ihn war es bestimmt der einzig richtige Weg … unser Yannik wäre nicht mehr der alte Yannik gewesen – nicht mehr der fröhliche Yannik, der ins Krankenhaus gegangen ist, damit ihm geholfen wird ….
auch wir wären wahrscheinlich an dieser Situation zerbrochen …
aber wir hätten auch diesen Kampf angenommen …
Yannik sah so friedlich aus als er gegangen ist, so, als ob er erlöst worden wäre.
Die ersten Tage als verwaiste Eltern sind wie ein Film an uns vorbeigelaufen. Die Familie war natürlich für uns da und wir haben Medikamente genommen, die den Verlust unseres Kindes erträglich machen sollten, aber geholfen hat es nicht wirklich. Stunden des „Vor sich hin starrens“ und der Verzweiflung wurden nur durch die notwendigen „Formsachen“ wie Bestattungsfragen, Besuch der Pastorin, usw. unterbrochen. Wir sind meinem Bruder Matthias sehr dankbar, dass er uns dabei so sehr unterstützt hat, sodass wir eigentlich immer nur noch zustimmen mussten.
Nach Yanniks Beerdigung wurde uns diese Endgültigkeit bewusst, dass unser Sohn nun für immer gegangen ist – wir wollten den Schmerz hinausbrüllen, wir haben alles als ungerecht empfunden und wollten uns mit dieser Ungerechtigkeit nicht abfinden… WARUM?????????
…aber der Schmerz blieb uns im Halse stecken … und wurde von endlosen Tränen ertränkt ...
Yannik fehlt uns so sehr … täglich waren wir bis zu unserem Keniaurlaub an seinem Grab, um bei ihm zu sein, ihm nah zu sein … es ist noch immer so unbegreiflich, wir durchleben noch so oft diese schrecklichen Tage und können es doch nicht mehr ungeschehen machen … ach, könnten wir doch nur die Zeit zurück drehen ………..
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Der neue Alltag
… ist für uns oft unerträglich – wir sehnen uns die Zeit mit Yannik so sehr zurück – wir sehnen uns danach, für unseren Engel da zu sein – mit ihm gemeinsam alle Freuden und Pflichten zu meistern … aber unser Alltag sieht jetzt anders aus.
Wir fahren beide morgens zeitgleich zur Arbeit und kommen am Nachmittag gemeinsam zurück. Das war natürlich sonst nicht so, da ich nur halbtags gearbeitet habe, um ab Mittag bei Yannik sein zu können.
Wir wissen oft nicht, was wir mit unserer Zeit anfangen sollen – das war „damals“ nicht so – die Tage waren ausgefüllt mit unserem Familienleben – und nun?
Nun könnten wir ohne Rücksicht auf irgendjemanden alles tun und lassen, was wir wollen – aber wir wollen das gar nicht … am schlimmsten sind für uns die Wochenenden, die Zeit, die wir sonst als Familie so genossen haben … zum Glück haben wir uns – aber wir haben beide festgestellt, dass der Eine den Anderen nicht gerne lange alleine lässt … wir müssen so langsam anfangen, uns nun neue „Ziele“ zu suchen, um uns auch mal wieder auf die freie Zeit zu freuen … wir arbeiten daran, aber dieser neue Alltag gefällt uns ganz und gar nicht!!
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Hilfe
….. wie kann einem geholfen werden, der selbst noch nicht realisiert hat, was geschehen ist? Den Schmerz, den wir noch immer empfinden kann man uns nicht nehmen – das wollen wir auch nicht, denn dieser Schmerz erinnert uns an unseren Engel, den wir viel zu früh haben hergeben müssen.
Wir haben festgestellt, wie sehr wir uns gegenseitig brauchen … aber wir haben auch festgestellt, wie unterschiedlich wir mit unserer Trauer umgehen. Stefan suchte von Anfang an das Gespräch, wollte reden, reden, reden …. ich dagegen wollte meine Ruhe, wollte mit meiner Trauer alleine sein und habe mich in Yanniks Zimmer zurückgezogen. Ich habe in Yanniks Sachen gewühlt – wollte ihm ganz nah sein, wollte seinen Geruch nicht mehr loslassen – ich wollte zu ihm …
Ich habe mich sehr verändert – ich bin sehr egoistisch geworden und tue nur noch die Dinge, die ich wirklich machen möchte. Ich gehe nicht mehr auf die Sprüche wie: das kannst du doch nicht machen … ein --- doch, ich kann das jetzt!!
Wir haben viele Bücher verschlungen, die sich mit dem Tod eines geliebten Menschen beschäftigen, haben dadurch ein anderes Sehen erlangt und viel, viel Hoffnung auf ein Leben danach gewonnen ….
In der ersten Zeit habe ich stundenlang am PC gesessen und im Internet gelesen, dass es so vielen Eltern genauso ergangen ist wie uns – so viele verwaiste Eltern!! Es hat mir sehr geholfen, in den Foren zu lesen, wie es anderen Müttern und Vätern mit ihrer Trauer ergeht – ich habe selber meine Gefühle niedergeschrieben und darauf viele liebe, Trost spendende Antworten erhalten.
Die Idee, diese HP für unseren Yannik zu erstellen war geboren, und so auch eine neue Aufgabe für Stefan. Ich habe ihn mit der Bitte, mir die technischen Möglichkeiten zu schaffen eine HP zu erstellen, überfallen, aber er hat es gerne angenommen. So saßen wir beide in Yanniks Zimmer und haben an dem gemeinsamen „Projekt“ gearbeitet. Es sind natürlich viele Tränen geflossen, als ich die Texte zusammen getragen habe, aber es hat auch gut getan – eine Art Trauerbewältigung? – Wir haben die HP Anfang Dezember hochgeladen und können jetzt überall, wo wir einen Internetanschluss haben, unseren Schatz virtuell besuchen.. ein schönes Gefühl …
Eine weitere große Hilfe in unserer Trauerbewältigung sind die Treffen mit 3 weiteren Elternpaaren, die genau wie wir, ein Sternenkind haben. In dieser Runde sprechen wir über unsere Gefühle, über unsere Kinder, über Ängste und Sorgen, über alles, was uns belastet oder uns gut tut …. wir können unseren Gefühlen freien Lauf lassen, wir können einfach weinen, wir fühlen uns in dieser Runde so gut verstanden und geborgen ... wenn wir Geschichten der Anderen hören, empfinden wir so viele parallelen – es ist einfach ein „Raum“, indem wir uns fallen lassen können, wo wir verstanden werden!!! Es ist zwischen uns eine besondere Freundschaft entstanden … wir freuen uns immer auf diese Treffen, die inzwischen auch schon ausserhalb des „offiziellen Termins“ stattfinden. Schön, das es euch gibt !!!
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Denk Dir ein Bild - weites Meer ein Segelschiff setzt seine weissen Segel und gleitet hinaus in die See. Du siehst wie es kleiner und kleiner wird. Wo Wasser und Himmel sich treffen, verschwindet es. Da sagt jemand: "Nun ist es gegangen!" Ein anderer sagt: "Es kommt!"
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